Donnerstag, 25.4.
Dass das Abenteuer gleich so beginnt hatte natürlich niemand geahnt. Selbst für unseren Guide und Fahrer war dies etwas Besonderes. Aber nochmal von Anfang an. Um 6 Uhr war bereits Abfahrt. Wir hatten gehofft, dass wir ausschlafen konnten, aber da zwischen 7 und 10 Uhr niemand in der Stadt wegen einer Evakuierungsübung Auto fahren durfte, mussten wir vorher die Stadt verlassen haben. Wir führen aus Ulan-Bator raus und es ging erstmal durch die Steppe. Wir können uns nicht vorstellen, dass hier jemals alles richtig grün ist im Sommer. Wir kamen vorbei an Pferden, Kuhherden, Schafen, Ziegen und sogar Weißschwanzantilopen. Nach kurzer Zeit kam uns ein Auto entgegen, was völlig mit Schnee bedeckt war. Sodo sagte, dass es davor womöglich schneit. Wir schmunzelten, weil es in Anbetracht der Trockenheit um uns herum sehr absurd kling. Dann tauchten auf einmal weiße Flecken auf. Diese Flecken wurden immer mehr bis wir im Schneesturm feststeckten. Vor uns standen schon LKWs die nicht mehr weiterfuhren. Man sah gar nichts. Keine Straße, kein Schild, nix. Es wurde beschlossen, dass wir mit unserem Auto vorfahren und immer jemand vorweg geht.
Da waren Miriam und ich natürlich mit dabei. Wir gingen vorweg und suchten die geteerte Straße. Uns gefolgt die Karawane. Irgendwann würde es ein wenig besser und wir mussten nicht mehr zwischendurch aussteigen und den Weg suchen.
An einer Tankstelle gab‘s ne Pipipause und wir zogen wieder trockene Kleidung an 😉 das Wetter würde besser, bzw. die Sicht und bald kamen wir ohne weitere Pausen in Mandalgobi an, dort war Mittagspause angesagt. Den Norden der Mittelgobi hatten wir also bei tiefstem Winter gesehen. Auch hier sagt man, dass der April macht was er will. Die Route wurde wegen des Schnees umgeplant. Wir machten uns auf den Weg in den Süden. Im Slalom um die Schlaglöcher ging es weiter. Und das nicht gerade langsam. Manchmal musste doch recht scharf abgebremst werden, da mal wieder plötzlich ein Schlagloch auftauchte. Als sich Schlagloch an Schlagloch reihte entschied sich Gegi, unser Fahrer, neben der Straße zu fahren. Das aber auch weniger schnell. Er raste über die Pisten und hatte sichtlich Spaß dabei. Der Himmel klärte sich wieder auf, sogar die Sonne zeigte sich und wir stoppten bei einer Kamelherde. Eine sehr nette Abwechslung zum Autofahren. 🙂
Zusammen mit Modern Talking (die Mongolen haben einen eigenartigen Musikgeschmack…) fuhren wir weiter. Unser Ziel für den Abend war die Geierschlucht. Die Fahrt dorthin hat über 13 Stunden gedauert. Der Weg dorthin führte vorbei an den Ausläufen des Altai Gebirges. Mit der untergehenden Sonne war das traumhaft anzusehen. Im Camp angekommen hatten wir noch die Gelegenheit den Sonnenuntergang anzuschauen, bis es dann Abendbrot gab. Das vegetarische Essen gestaltet sich hier manchmal etwas schwierig, aber trotzdem klappt es immer irgendwie. 🙂 die erste Nacht in der Jurte war ganz gut. Die Betten sind recht hart, der Kamin war leider nicht so lange warm.
Freitag, 26.4.2019
Nach dem Frühstück ging es dann Richtung Geierschlucht. Der kleine Bach, der eigentlich im Sommer um die 1-2m breit ist, hat im Winter eine fast ebenso dicke Eisschicht. Wir gingen über das Eis die Schlucht entlang. Über uns kreisten Geier, ein Steinbock beobachtete uns und die Yakherde war eher unbeeindruckt von uns.
An einer Stelle gab es eine kleine Spalte, an der man sehen konnte, dass das Eis wirklich noch mind. 2 Meter hoch war. Ganz so sicher fühlte ich mich trotzdem nicht. Irgendwo gabs ja schließlich stellen, wo dann solche Spalten auftauchten.
Irgendwann drehten wir um und wieder am Auto angekommen ging es wieder in Windeseile über die Buckelpiste zurück zur geteerten Straße, die uns in die nächste Kleinstadt führte zum Mittagessen. Das Restaurant roch typisch mongolisch nach Schaf. Wir hatten Glück und bekamen etwas vegetarisches. Bevor das Essen fertig war sind wir noch zum Supermarkt. Edeka Produkte kaufen – was sonst?! Schoko-Linsen, Erdnüsse, Knabberzeug oder Tee – alles auf deutsch. Einmal die Woche kommen wohl Produkte aus Deutschland hier her. Nach dem Essen ging es über die Buckelpiste weiter in Richtung singende Düne.
Kurzer Reparatur-Stopp, da Staub ins Auto kam und der Fahrer das Problem gerne lösen wollte. Weiter ging’s dann über die Buckel in Windeseile. Kurze Fotostopps gab’s und irgendwann ging’s bereits an der Düne entlang.
180km erstreckt diese sich wohl an dem Gebirge entlang. Die Strecke zog sich ganz schön. Irgendwann um 17 Uhr waren wir bei dem Gästehaus und dann mussten wir uns recht schnell entscheiden ob wir mit Kamelen reiten wollten oder nicht. Wir taten es.
Also es ist ne Erfahrung wert, aber nochmal brauche ich das nicht machen 😉 die Kamele waren miteinander verbunden und der Kopf vom hinteren Kamel doch immer recht nah an einem. Aber die Kamel-Omi hatte alles im Griff. 🙂 sie führte die Kamele sicher wieder zu unserer Unterkunft. Schnell absteigen und wieder ins Auto einsteigen hieß es. Wir führen zur singenden Düne, auf die man drauf gehen darf. 200m. Katzensprung. Nicht wirklich… es dauerte 45 Minuten bis wir oben ankamen. Gegi und Sodo blieben unten, da sie sich für zu unsportlich hielten. Männer mit Übergewicht bleiben lieber unten. 😉 Völlig aus der Puste haben wir den Ausblick über die Dünen genossen. 🙂
traumhaft! Total anstrengend, aber man wird belohnt. 🙂 nach einer guten Stunde ging es wieder bergab. Schnell zurück ins Camp gejagt, Abendbrot, geduscht (Luxus pur hier) und ab ging’s in die warme Jurte.
Samstag, 27.04.2019
Warme Jurte? Irgendwie funktioniert das mit dem richtigen Temperieren nicht in den Jurten. Die Frau des Hauses heizte den Ofen an und nach kurzer Zeit fühlten wir uns wie in der Banja in Russland. Es war so heiß, dass wir sogar immer mal wieder die Tür aufmachen mussten, weil man es sonst nicht aushielt. Leicht bekleidet hielt man es noch gut aus… Aber die zusätzlichen Decken, für die man uns für verrückt hielt, benötigten wir dann wieder gegen morgen. Denn da wurde es endlich wieder kühl in der Jurte. Es waren bestimmt über 50 Grad. Wir starteten dann am Morgen in Richtung glühende Felsen (Bayanzag), wo um 1910 durch einen Amerikaner Dinosaurierüberreste gefunden worden waren.
Kurzer Stopp in einer Kreisstadt zum Mittagessen, traditionell gab es Nudeln mit Kartoffeln, ein bisschen Gemüse und wahlweise mit Fleisch. Bei Bestellungen ohne Fleisch wird man hier sehr seltsam angesehen. Es gibt auch immer eine ordentliche Portion, die man kaum aufessen kann. Frisch gestärkt ging es dann erst zum Saxaul „Wald“, mit den Bäumen, die nur in der Mongolei wachsen. Von dort bot sich schon ein schöner Blick auf die glühenden Felsen von Bayanzag.
Dort starteten wir unsere Erkundungstour von unten und arbeiteten uns zurück zum Parkplatz. Die Aussichten in die Schluchten waren wieder einmal traumhaft.
Dann ging es weiter. Nach 1,5 Stunden auf der Piste kamen wir zurück in die Stadt, wo wir eigentlich nächtigen wollten, entschieden wir uns allerdings weiter zum nächsten Stopp zu fahren, da die Camps in der Stadt nicht wirklich schön waren. Auf dem Weg gab es noch was zu essen und wir setzten den Weg über die Piste zum nächsten Camp fort. Gegi hat einfach super viel Spaß beim Fahren auf der Piste. Vor allem bei Berg und Talfahrt freut er sich besonders. Wir kamen im Camp an und fragten natürlich wieder direkt nach den Decken und dem Ofen. Weil in der Hütte war noch nichts. Diese Jurten wurden gerade erst aufgestellt, aber wir hatten Glück und man baute uns auch noch schnell den Ofen in die Mitte.
Geheizt wird mit etwas Kohle und getrocknetem Kuhdung, denn Bäume bzw. Holz ist in der Mongolei Mangelware 🙂 Die Toiletten waren etwas weiter weg gelegen vom Camp, Kristin kam nach einer erfolglosen Suche einmal wieder zurück und musste sich neu orientieren, denn im dunklen gibt’s auch keine Beleuchtung. Dass das Abenteuer Mongolei so sein wird, hätte ich beim besten Willen nicht geglaubt. Es ist total super hier! 🙂
Sonntag, 28.04.2019
Diese Weite. So schön, weit und breit nichts zu sehen. Wenig Touristen, wenig Menschen überhaupt, keine Häuser oder Autos. Wir sind oft die einzigen an den Sehenswürdigkeiten. Das neue Camp bestand aus 5 Jurten und morgens musste man erstmal den weiten Weg zur Toilette zurücklegen. Der Weg eignete sich super zum Zähneputzen. 😉 wir fuhren wieder um 08:30 Uhr los. Dieses Mal hatten wir Tsagaan Suvraga, übersetzt heißt das weiße Stupa, auf dem Plan. Aus der Ferne sehen diese Felsen aus wie eine weiße Stupa (buddhistisches Bauwerk), daher stammt der Name. Erst hatten wir den Blick von oben, später auch noch von unten.
Die bunten Felsen sahen in der Sonne sehr gut aus. Immer wenn wir an schönen Orten waren, hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter. Meistens schien die Sonne. 🙂 als wir fertig waren ging es ein letztes Mal auf die Piste, um dann wieder zur geteerten Straße Richtung Ulan-Bator zu kommen.
Mittagsstopp gab’s erneut in Mandalgobi und als wir wieder losfuhren, kam der Hagel. Verrücktes Wetter in der Mittelgobi. Wir fuhren auch wieder durch die Region mit dem Schneesturm. Es war nichts mehr übrig vom Schnee. Nach dem Hagel folgte dafür dann noch irgendwann der Sandsturm. Wir nahmen wirklich alles mit, was man an Wetterphänomen so bekommen konnte.
Unser Ziel lag dann doch wieder in Ulan-Bator, nach circa 1700 km beendeten wir hier wieder den Trip durch die Mongolei. Morgen geht’s für uns an die Grenze zu China. Bis wir in Peking ankommen, bedeutet das für uns 2 Tage fahren, wie genau, wird sich noch rausstellen. Das Abenteuer verlagert sich also aus der Mongolei nach China. Wir sind gespannt, was wir noch so erleben werden. 🙂
Fazit zur Mongolei: jeder Zeit wieder! Super schönes Land und sehr viel Natur. Wir haben gelernt, dass Nomaden mindestens einmal pro Jahreszeit umziehen (auch hier gibt es 4 Jahreszeiten), dies tun sie mit kleinen LKWs und nicht mehr mit Kamelen, auf den Pisten kann man gut und gerne 80 km/h fahren, was Querfeldein schon sehr schnell und schöner als jede Achterbahnfahrt ist, das Vieh treibt man mit dem Moped oder dem Auto und lässt es einfach irgendwo rumlaufen. Manch ein Mongolei macht das auch noch mit dem Pferd. Alles in allem: das Land ist absolut eine Reise wert! 🙂