Der Baikalsee

Morgens um 03.21 Uhr hatten wir die Transsib in Irkutsk am 20.04. verlassen und wurden auch prompt von der Person in Empfang genommen, die uns zur Unterkunft bringen sollte. Im Vorfeld hatten wir Kontakt zu Ilja, der scheinbar das Booking der Unterkunft übernommen hat, aber selber gar nicht hier vor Ort ist. Er sagte uns, dass vermutlich sein Onkel kommen wird um uns abzuholen. So war es auch. Der sehr liebe Volodya führte uns schnellen Schrittes zu seinem Auto und los ging die fast 4 stündige Fahrt nach Bugul’deyka. Es war noch mitten in der Nacht und Volodya war noch recht müde, da er ja schon in der Nacht auch nach Irkutsk gefahren war. Als wir aus der Stadt raus waren, hielt er kurz an und kaufte sich einen Kaffee. Das war auch besser so. Sein Fahrstil wurde schon recht seltsam. 😉 

Irgendwann fing es an zu dämmern und machten einen Halt an einem Platz der Schamanen. Volodya erzählte uns, dass er Schamane sei. Nach kurzer Zeit begrüßte uns dann auf dem Weg auch die Sonne.

Der Sonnenaufgang war super schön und endlich sahen wir auch mehr von der Landschaft, die uns hier so erwarten würde. Sehr vielversprechend sah das aus. Nach einem weiteren kurzen Stopp an einer Gedenkstelle für die Schamanen ging es im eiskalten Auto weiter.

Wir dachten ja, dass wir „nur“ Auto fahren würden und waren dementsprechend noch nicht viel dicker angezogen. Wir froren. Es war einfach total kalt. Auf dem Weg sahen wir immer wieder wilde Pferde. Die Silhouetten in der Dämmerung sahen traumhaft aus. Nach einer kurzen Tankpause bogen wir auf eine andere Straße ab, bis es dann irgendwann nur noch über eine Schotterstraße weiterging. Ab da ging es noch für 1,5 Stunden über Berg- und Talfahrt ans Ziel. Weitere kurze Zwischenstopps folgten. Volodya wollte sich kurz sein Gesicht im Flusswasser erfrischen und kurz danach zeigte er uns noch eine Jurte, bei der wir nicht ganz den Hintergrund verstanden haben, warum diese Jurte jetzt gerade so wichtig war. Trotzdem stiegen wir erneut aus und gingen ihm in der Kälte hinterher.

Volodya sprach übrigens kein Englisch, nur russisch. Oft war es einfach nur ein großes Rätselraten, was er uns erzählte. Nach kurzer Zeit begriffen wir dann auch, wen oder was Volodya die ganze Zeit grüßte. Immer wenn wir an einem Greifvogel oder einem Holzstamm der Schamanen (sicherlich gibt es dafür auch einen Fachbegriff…) vorbeikamen, hob er seine Hand. Gegen 7 Uhr waren wir dann am Ziel angekommen.

Unser Häuschen.

Und schon saß der erste Schock recht tief. Es gibt keine Dusche. Na ja, wir waren ja auch gerade erst 3 Tage im Zug unterwegs, wo wir auch nicht duschen konnten. Macht ja nichts, stinken wir halt weiter, dachten wir uns. 😉 Aber alles halb so wild. Es gibt ne Banja. Eine Banja ist ein russisches Dampfbad. In dieser Banja gibt es eben auch zwei Schüsseln. Wir baten darum, nach dem Frühstück die Banja anzumachen, damit wir die Zugfahrt abwaschen konnten. Wir halfen uns beim Haare waschen. Danach konnte jeder für sich die zwei Schüsseln für die Dusche nutzen. 😉 Und der Schock war danach auch schon wieder halb vergessen. Und so sieht das ganze dann aus:

Die Banja von außen…
und von innen.

Frisch geduscht starteten wir dann gegen 12 Uhr unsere erste Erkundungstour zum Baikalsee. Der Fluss, der direkt am Dorf entlang zum See fließt, ist derzeit noch zugefroren. Wir waren schon vom dem Anblick total fasziniert.

Miriam wollte es unbedingt ausprobieren. 😉
Bevor es ans Ufer ging, ein kurzer Abstecher an den Hafen.

Nach einer guten Dreiviertelstunde waren wir am See angekommen. Das Ufer ist noch so dick zugefroren, dass wir uns auch gewagt haben unseren Weg darauf weiter zu gehen.

Wir gingen quasi bis zum rechten Ende der Bucht. Ab dort konnte man nur noch am Hang entlang dem See folgen.

Wir machten ein kurzes Picknick, bei dem wir kurz Gesellschaft von einem älteren Mann und einem Mädchen bekamen. Dieser Mann erzählte uns etwas und wie immer verstanden wir gar nichts. Interessierte ihn aber nicht. Er plapperte munter weiter. Es war uns ein Rätsel, was er uns sagen wollte. Wir entschieden uns den Weg oberhalb ein wenig weiter zu gehen.

Dies wurde mir allerdings irgendwann zu steil und daraufhin drehten wir um und machten uns auf den Weg zur anderen Seite der Bucht. Vorbei kamen wir dann an ein paar Hinweisschildern.

Was auch immer da stehen mag.

Wir hielten uns scheinbar in einem Naturschutzgebiet auf, was man nur mit Erlaubnis betreten durfte. Na ja, zu spät. 🙂 Da dort eh kaum ein Mensch war und der Mann uns sicherlich irgendwas Anderes erzählen wollte, interessierte das auch niemanden, ob wir da nun liefen oder halt auch nicht. Ein anderes Warnschild hatten wir ebenfalls gesehen. Zum zweiten Mal. Kurzer Einschub: Als wir zu Hause waren, fragte Kristin ihre Übersetzungs-App, die Übersetzung war zwar etwas kurios, allerdings handelte es sich wohl um ein Warnschild, dass Eis besser nicht mehr zu betreten. Alles gut gegangen, wir waren ja auch schon wieder weg vom Eis und eigentlich auch gar nicht weit draußen. 🙂

Sieht nämlich nur so aus. 😉

Auf dem Weg zur anderen Seite der Bucht hätten wir den Fluss überqueren müssen. Es gab Stellen, die noch gut eingefroren waren und wir so ein wenig hätten abkürzen können. Also mir war das nicht geheuer, Kristin war sich unsicher und Miriam hätte es eigentlich gerne probiert. Wir einigten uns quasi auf eine Stelle, die nicht so richtig zum Fluss gehörte und wir dem Ufer des Sees wieder etwas schneller näherkommen konnten. Zum Glück trockenen Fußes. Einmal bin ich etwas eingesunken, hatte mich kurz erschrocken und bin dann doch etwas schneller mit Kristins Hilfe auf die andere Seite. Wir gingen dann noch eine Weile am Ufer entlang, standen wieder vor dem Fluss und entschieden uns umzukehren.

Sonne genießen vorm Rückweg.

Kristin und ich folgten dem Weg, den auch die Autos nahmen. Miriam ging etwas mehr querfeldein.

Der Weg durchs Dorf nach Hause.

Nachdem wir zu Hause ankamen, gab es auch schon bald Abendbrot. Wir aßen gemütlich und wollten uns danach dann fertig fürs Bett machen. Doch dann kam Miriam von der Toilette zurück und sagte, das Volodya uns gerne was zeigen möchte. Soweit sie das verstanden hatte. Wir mussten uns sehr beeilen und sprangen keine 5 Minuten später alle bei ihm ins Auto. Zuvor malte er noch einen Berg auf und zeigte auf einen Hirsch, welcher auf einem Bild in der Küche abgebildet war. Wir dachten also er wollte uns einen Hirsch zeigen. Wir fuhren recht schnell mit dem Auto und fragten uns die ganze Zeit wo es wohl hingehen wird. Es ging als erstes in eine Bucht, wo das ganze Eis aufgestaut war. Unfassbares Bild. Das sah in der Abenddämmerung total faszinierend aus. Wir waren schon sehr beeindruckt.

Traumhaft.
Die Gelegenheit nutzten wir um auch ein Bild von uns zu bekommen. 🙂
Und auch eins mit dem lieben Volodya.

Nachdem dies nun kein Hirsch war, fragten wir uns ob das mit dem Hirsch gar nichts mit unserem Ausflug zu tun hatte. Wir fuhren wieder los. Es ging nochmals einen Berg hinauf. Das Terrain sah schon danach aus, als würden wir einen Hirsch suchen. Doch oben angekommen, stiegen wir aus, gingen zur Bergkuppe und hatten einen unfassbar atemberaubenden Blick auf den See. Das war ein richtiger Wow-Effekt. Es wurde langsam dunkel, daher konnten wir nicht so lange bleiben. Wir beschlossen, dass wir auf diesen Berg am nächsten Tag nochmal hoch wandern wollen. Es ging zurück ins warme und dann auch schnell ins Bett. Das war noch ein schöner Tagesabschluss und wir freuten uns schon auf den nächsten Tag. 

Wir hatten Zeit auszuschlafen. Das Frühstück gab’s erst um 9 Uhr und wir hatten auch keinen wirklichen Zeitdruck loszukommen. Wir hatten uns am Vortag den Weg vom Berg hinab gemerkt und sind dem Weg wieder nach oben gefolgt. Es bot sich ein schöner Blick auf das Dorf, während wir immer weiter nach oben kamen.

Oben angekommen setzten wir uns hinter einen Stein, um die Aussicht bei einer Tasse Tee und vor allem windgeschützt zu genießen. Selbst der Osterhase hatte es bis nach da oben geschafft. 

Nach unserer Teepause ging es weiter. Wir wollten noch auf einen anderen Gipfel. Gesagt, getan, dabei dachten wir zuerst, dass der andere Gipfel zu steil sein wird, war er dann aber doch nicht.

Auch von dort hatten wir wieder einen tollen Blick auf den Baikalsee.

Könnte auch das aufgeschäumte Mittelmeer sein. 😉

Auf dem Weg nach unten suchten wir uns wieder einen windstillen Platz, um ein Osterpicknick zu machen. Danach führte uns der Weg nur noch zurück ins Dorf, wo wir den restlichen Abend in der Unterkunft genossen haben. 

Nun warten wir auf das Abendbrot und später geht’s zum Abschluss nochmal in die Banja. 🙂

Morgen geht die Fahrt dann wieder zurück nach Irkutsk, bevor wir am Dienstag das Mongolei-Abenteuer starten werden. 🙂

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